Sonntag, 14. Februar 2016

Geisterstunde [Teil 18] Kapitel 17


Hallo ihr Lieben!
Das Wochenende ist schon fast wieder vorbei und ich habe die meiste Zeit mit der 5. Staffel von Game of Thrones verbracht. Da hätte ich fast dieses Kapitel hier vergessen. Wäre ja schade, wenn ihr es nicht lesen könntet. Deswegen viel Spaß dabei!


Nach der Scheidung ihrer Eltern zieht Amalia Altenberg mit ihrer Mutter in deren Geburtsort Würzburg. Im Haus ihrer Großmutter scheint es lange gehütete Geheimnisse zu geben. Flüsternde Stimmen halten Am nachts wach und verfolgen sie sogar in ihren Träumen. Als sie bei einer Übernachtungsparty mit ihren neuen Freundinnen die verschlossene Tür im Hausgang öffnet, stößt sie auf eine völlig andere Welt. Bei einer harmlosen Partie mit dem Hexenbrett rufen die vier Freundinnen versehentlich einen rachsüchtigen Geist, der offenbar noch eine Rechnung mit der Familie Altenberg zu begleichen hat. Kann Amalia mit ihrem begrenzten Wissen über Magie den Geist vertreiben? Und welche Geheimnisse hütet ihre Großmutter noch?







Erst am nächsten Morgen erwachte sie unter heftigen Kopfschmerzen. Zart berührten die Strahlen der Septembersonne ihr Gesicht und wärmten es. Das Fenster stand offen und ermöglichte dem lauen Wind, durch Amalias Zimmer zu wandern.
Alles wirkte so friedlich, so normal, als wäre all das Schreckliche bloß ein Traum gewesen. Ein kleines bisschen Hoffnung keimte in ihr auf. Vielleicht war alles nicht real gewesen.
Der Schrei eines Raben ließ sie heftig zusammenzucken. Oder etwa doch keine Einbildung? Vorsichtig, aus Angst vor Schmerzen, setzte sie sich auf und blickte sich um. Neben ihr auf dem Nachttisch stand eine Tasse für sie bereit. Der Inhalt dampfte noch schwach. Als sie das Gebräu probierte, drehte sich ihr beinahe der Magen um. Es schmeckte scheußlich und als sie es angewidert zurückstellen wollte, fand sie einen Zettel auf dem Tischchen.

   Trink aus und geh spazieren. Das hat deinem Großvater auch immer geholfen. ~ E.

Voller Ekel führte sie die Tasse wieder an ihre Lippen und tat, was ihre Großmutter ihr geraten hatte. Während sie sich mit großer Mühe dazu zwang, den ganzen Tee zu trinken, überlegte sie, was nach dem Zauber gestern passiert war.
Das Einzige, an das sie sich noch erinnern konnte, waren Eleonoras pinke Schuhe und die Panik, die sie und Marcella gehabt hatten. Was also war geschehen?
Vielleicht hatte ihre Großmutter recht und ein Spaziergang könnte für die nötige Konzentration sorgen, um die Erinnerungen zurückzubringen.
Würgend stellte Am die leere Tasse auf den Tisch und erhob sich. Sie trug noch immer die Kleidung vom Vortag. Eine dunkle Vorahnung bezüglich der vergangenen Ereignisse beschlich sie, weswegen sie beschloss, etwas anderes anzuziehen.

Draußen angekommen, wusste Am nicht so recht, wohin sie gehen sollte. Kurzerhand entschied sie sich für den Waldweg, der die einzige Möglichkeit für die Altenbergs war, zur Stadt zu gelangen. Waren von dort aus nicht auch Wanderwege abgegangen? Sie würde schon einen Pfad finden, um weiter in den Wald vorzudringen.
Früher hatte sie sich gefürchtet, allein zwischen alten Bäumen zu wandern, doch nun durchströmte sie ein Gefühl der Ruhe. Es tat entgegen ihrer Erwartung gut, einfach nur zu laufen und die Gedanken durch ihren Kopf wirbeln zu lassen. Langsam verschwanden auch die Kopfschmerzen und die Taubheit in ihrem linken Arm. Prüfend hob sie ihn hoch und betrachtete das Hexenmal. Es leuchtete nur schwach, war kaum zu erkennen. Erschrocken blieb Am stehen und starrte es an. Konnte es sein, dass ein einziger Zauber sie derart schwächte? War das Ritual durch mangelnde Kräfte missglückt?
Seufzend ließ sie sich auf einen mit Moos bewachsenen Baumstumpf nieder. Durch die unendlich vielen Fragen fühlte sie sich wie eine uralte Frau. Das Gewicht der Verantwortung lastete so schwer auf ihren Schultern, dass Am tatsächlich Angst hatte, sie könnten unter dieser Bürde brechen.
Bis sie keinen anständigen Plan hatte, konnte sie nichts gegen den Geist unternehmen. Und ohne Magie würde sie sowieso nichts ausrichten können. Aber tagelang herumsitzen und nichts tun? Nie im Leben! Wer weiß, was der Geist noch alles mit ihr und ihren Freundinnen anstellen würde.
Nein, sie musste etwas tun.
Entschlossen sprang sie auf und wollte sich auf den Heimweg machen, als sie die Raben über ihrem Kopf bemerkte. Sie saßen in den Baumkronen um sie herum und starrten aus dunklen Augen auf sie herunter. Aus ihrer Kindheit wusste Am, dass es in dieser Gegend viele von diesen Vögeln gab. Doch alle hier im Wald? Da konnte etwas nicht stimmen.

Mit großer Mühe versuchte sie, die aufkeimende Panik zu ersticken, und lief los. Viel zu schnell, als sie es beabsichtigt hatte. Obwohl es absurd klang, wollte sie die Raben nicht auf ihre Angst aufmerksam machen. Es hieß doch immer, dass Hunde spüren könnten, wenn man sich vor ihnen fürchtete. Warum also nicht auch die Raben?
Am war schon halb den kleinen Hang hinunter gelaufen, als sie plötzlich Flügelschlagen über ihrem Kopf hörte. Ein kurzer Blick genügte, um die schwarzen Massen zu sehen.
Ihr Herz raste bereits, doch zwang sie sich, noch schneller zu laufen. Zu rennen. Ihr einziges Ziel war, von den Unheilsboten wegzukommen. Bisher hatte sie überall schwarze Federn gefunden. Vielleicht hatte der Geist die Tiere unter seiner Kontrolle. Am wollte es nicht darauf anlegen und herausfinden, wer denn nun die Raben befehligte.
Blindlings nahm sie Abzweigungen und Wege, sprang über Äste und umgefallene Bäume, ohne sich den Weg zurück zu merken. Es half nichts, die Tiere folgten ihr auf Schritt und Tritt.
Sie musste bereits eine Ewigkeit gelaufen sein, als sie nicht mehr konnte. Ihre Beine versagten den Dienst und knickten einfach so ein. Mit einem dumpfen Aufprall landete Am auf den mit Blätter übersäten Boden. Er war feucht und kalt. Kein angenehmer Platz für eine Rast, vor allem wenn einem hunderte schwarze Knopfaugen entgegen starrten.
Kurz nachdem auch der letzte Rabe auf den Ästen um sie herum gelandet war, wusste Am, ihre letzte Stunde hatte geschlagen. Für einen Moment wurde es totenstill um sie herum. Eine Wolke schob sich vor die Sonne und der Wald verdunkelte sich augenblicklich.
Die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm.
Urplötzlich schossen die Raben mit wildem Geschrei auf sie zu, packten sie mit ihren scharfen Krallen und hackten mit ihren Schnäbeln auf sie ein. Vor Schreck und Schmerz schrie Am laut auf und versuchte die vielen Angreifer zu vertreiben. Es war vergebens. Je mehr sie sich wehrte, umso heftiger wurde der Schmerz. Sie verfluchte den Geist mit all den Beschimpfungen, die ihr einfielen, und ließ nicht locker im Kampf gegen die kleinen Bestien.

Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit spürte sie, wie langsam das Leben aus ihr wich. Irgendwann konnte sie nicht mehr schreien, konnte nicht nach den Raben schlagen. Sie ließ die Tiere ihren grausamen Dienst tun und hoffte, dass damit alles enden würde. Vielleicht kam Bianca durch Ams Tod von dem Geist los und die anderen Mädchen wären in Sicherheit. Vielleicht war Ams Tod das Einzige, das der Geist wollte. Er hatte sich gerächt, indem er die letzte lebende Altenberg-Hexe getötet hatte. Damit waren sie quitt. Zufrieden schloss Am die Augen und spürte nicht, wie die Raben langsam von ihr wichen.

Ihr war alles egal. Hauptsache sie starb, damit die anderen leben konnten.


Und damit wären wir auch am Ende des heutigen Kapitels. Ich hoffe, es hat euch gefallen, und freue mich natürlich über eure Meinung.
Dieses Kapitel findet ihr übrigens auch auf...


Bis zum nächsten Mal!
Eure Kate


   




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