Sonntag, 10. Januar 2016

Geisterstunde [Teil 13] Kapitel 12


Hallo ihr Lieben!
Na, habt ihr euch im neuen Jahr schon gut eingelebt? Für mich beginnt bald die erste Schreibphase, auf die ich mich schon die ganze Zeit freue. Deswegen kann es leicht passieren, dass mal nicht so viel auf dem Blog und den Social-Media-Seiten los ist.
Ein neues Kapitel zu GEISTERSTUNDE gibt es trotzdem. Ich hoffe, es gefällt euch, und wünsche ganz viel Spaß beim Lesen!
Erschienen ist es auch auf...


 

Nach der Scheidung ihrer Eltern zieht Amalia Altenberg mit ihrer Mutter in deren Geburtsort Würzburg. Im Haus ihrer Großmutter scheint es lange gehütete Geheimnisse zu geben. Flüsternde Stimmen halten Am nachts wach und verfolgen sie sogar in ihren Träumen. Als sie bei einer Übernachtungsparty mit ihren neuen Freundinnen die verschlossene Tür im Hausgang öffnet, stößt sie auf eine völlig andere Welt. Bei einer harmlosen Partie mit dem Hexenbrett rufen die vier Freundinnen versehentlich einen rachsüchtigen Geist, der offenbar noch eine Rechnung mit der Familie Altenberg zu begleichen hat. Kann Amalia mit ihrem begrenzten Wissen über Magie den Geist vertreiben? Und welche Geheimnisse hütet ihre Großmutter noch?




Als es langsam dunkel hinter ihren Lidern wurde, traute sich Am, ihre Augen wieder zu öffnen. Alles war wie vorher. Vielleicht waren ein paar Dinge umgefallen, die Kerzen erloschen und das Licht noch dunkler als zuvor. Doch ansonsten schien sich nichts geändert zu haben.
Marcella starrte ihre Tochter mit offenem Mund an. Ihre Fingernägel hatten Teile der Buchseiten zerrissen, so sehr hatte sie sich darin festgekrallt. Von Eleonora war nur der Rücken zu sehen. Sie hatte sich wie ein schlafendes Kätzchen unter dem Schreibtisch zusammengerollt. Es gab nur einen Unterschied. Sie zitterte am ganzen Leib.
   „Hey, Leute? Alles in Ordnung bei euch?“ Steifbeinig trat Am aus dem Pentagramm und schloss ihre Mutter in die Arme. Diese war noch immer unfähig, etwas zu sagen.
   „Mir geht’s echt gut, macht euch keine Sorgen. Es ist alles vorbei.“ Kopfschüttelnd suchte Amalia nach einer Veränderung an ihrem Körper. Irgendetwas außer diesem seltsamen Licht musste das Ritual doch bewirkt haben. Es gab nichts, das einen Hinweis auf magische Kräfte bot. Alles war so wie immer. Zumindest fast.
Marcella und Eleonora, beide sehr furchtlose Frauen, standen ganz offensichtlich unter Schock. Amalia blieb nichts anderes übrig, als die Beiden einzeln nach oben ins Wohnzimmer zu bringen. Es war keine leichte Aufgabe, ihrer Großmutter unter dem Tisch hervor zu helfen. Zwar hatte sich diese schon etwas beruhigt, schien jedoch noch immer nicht zu wissen, wo ihr der Kopf stand. Marcella dagegen war vollkommen fertig. Sie starrte nur noch vor sich hin und wiegte ihren Oberkörper vor und zurück.

Eine ganze Zeit saßen die drei einfach so auf den gepolsterten Möbeln, ehe Eleonora das Schweigen brach. Es schien ihr wieder besser zu gehen.
   „Fühlst du dich irgendwie anders, Amalia? Irgendwelche Veränderungen?“ Sie klang neugierig, sah ihre Enkelin aber nicht direkt an. Hatte sie vielleicht Angst, sie könnte ihren Ehemann in Amalia wiedererkennen?
   „Nein, überhaupt nichts. Ist das normal?“ Am versuchte Blickkontakt mit ihrer Großmutter herzustellen, doch diese wich ihr immer wieder aus, zuckte stattdessen mit den Schultern und betrachtete ihre Fingernägel.
Verwirrt über die ganze Situation fuhr sich Amalia mit der linken Hand übers Gesicht. Dabei rutschte der Ärmel ihres Oberteils nach hinten und gab den Blick auf ein höchst eigenartiges Zeichen frei. Ein Pentagramm um das sich Blüten und Blätter rankten, schimmerte golden auf ihrer Haut. Entsetzt sprang sie auf und starrte auf das Mal an ihrem Unterarm.
   „Ach du heilige Scheiße! Was ist das denn? Eleonora, sag mir bitte, dass das wieder weggeht!“ Während sie sprach, leuchtete die merkwürdige Tätowierung auf. Die verschlungenen Linien schienen zu pulsieren. Irgendwie kam es ihr bekannt vor …
Ams Großmutter sah zum ersten Mal seit der Vollendung des Rituals zu ihr auf und war offensichtlich verwirrt.
   „Was ist was, Amalia? Was soll weggehen?“ In ihrer Stimme schwang leichte Panik mit. Sie schien ernsthaft besorgt um ihre Enkelin zu sein.
Diese sprang leichtfüßig über den Wohnzimmertisch und hielt ihrer Großmutter den Arm direkt vor das faltige Gesicht.
   „Das da! Dieses Zeichen an meinem Handgelenk. Kannst du es nicht sehen?“ Aufgebracht deutete Amalia auf ihren Arm, genau dort, wo die Pulsadern verliefen. Eleonora bewegte den Kopf, mal nach hinten, mal zur Seite oder näher an das angebliche Mal hin. Am wünschte sich, dass ihre Großmutter es auch sah. Diese blinzelte ein paarmal, ehe sie nickte und die Schulter ihrer Enkelin tätschelte.
   „Liebes, das ist ganz normal. Dein Großvater nannte es Kraftmal oder so ähnlich. Es zeigt dir, wie viel Magie du noch zur Verfügung hast.“ Seufzend ließ sich die alte Dame auf ihren Sessel nieder und schielte zu ihrer Tochter. Diese saß noch immer unverändert da und starrte Löcher in die Luft.
   „Ja, aber, aber geht das wieder weg? Ich meine, schau dir das doch mal an! Es sieht nicht wirklich aus wie eine Tätowierung. Was soll ich denn sagen, wenn mich jemand danach fragt?“ Wütend raufte sich Amalia die Haare und begann zwischen Kamin und Sofa hin und her zu laufen. So konnte sie doch nicht zur Schule gehen! Was würden die anderen da denken? Sollte etwa jeder wissen, dass sie eine Hexe oder was auch immer war? Nein, es war einfach unmöglich!
   „Schätzchen, mach dir deswegen keine Sorgen. Man sieht es nur, wenn du es willst. Alles wird gut, verstanden?“ Eleonoras Stimme hatte einen Tonfall angenommen, der an überfürsorgliche Mütter erinnerte, wie sie mit ihren Kindern sprachen. Am hasste Leute, die so mit ihr redeten.
   „Bist du dir ganz sicher? Kann echt keiner was sehen?“ Flehend sah sie zu ihrer Großmutter herüber, die ihr mit einem vorsichtigen Lächeln zunickte.
   „Ja, ganz sicher. Lucius hat es mir selbst erklärt, als ich hinter sein Geheimnis gekommen bin. Du kannst ganz allein darüber entscheiden, wer oder was es sehen darf. So, und jetzt sollten wir deine Mutter in ihr Zimmer bringen. Sie sieht ziemlich erholungsbedürftig aus, meinst du nicht auch?“ Amalia nickte ein wenig beruhigt und half ihrer Mutter auf.
Ganz plötzlich begann diese ein Kinderlied zu summen, das Alex früher für ihre gemeinsame Tochter gesungen hatte. Das war ein deutliches Zeichen dafür, dass es ihr ganz und gar nicht gut ging.

Oben in Marcellas Zimmer, warf sich diese wie ein kleines Kind auf das Bett und zog sich die Decke über den Kopf. Eleonora drückte kurz Ams Hand, ehe sie die Beiden alleine ließ.
Vorsichtig kam Amalia näher zu ihrer Mutter und strich ihr sanft über den Rücken. Das vermutete sie zumindest. Durch die Decke konnte sie das lediglich erahnen.
Gerade als sie aufstehen und gehen wollte, schoss Marcellas Hand darunter hervor und packte ihre Tochter.
   „Amalia? Versprich mir, dass du Lucius findest. Ich will endlich wissen, was mit ihm passiert ist.“ Dieser Gedanke schien für sie das Wichtigste der Welt zu sein, so flehentlich klang ihre Stimme. Amalia antwortete nicht sofort. Leises Schluchzen drang unter der Decke hervor. Das Mädchen drückte die Hand ihrer Mutter und verließ dann deren Schlafzimmer.
   „Ich verspreche es“, flüsterte sie, bevor sie die Tür öffnete und auf den Gang hinaus trat.
Am wollte selbst gerne wissen, was mit ihrem Großvater geschehen war.
Leicht schwankend machte sie sich auf den Weg in ihr Zimmer und stolperte beinahe über ihre eigenen Füße.

Entweder war es schon spät in der Nacht, oder aber das Ritual hatte ihre ganze Kraft aufgezehrt. Müde schleppte sie sich zu ihrem Bett und war keine Sekunde später, in Decken gehüllt, eingeschlafen.



So, heute war es dann doch etwas kürzer. Ich hoffe trotzdem, ihr hattet Spaß und schaut auch beim nächsten Mal vorbei. Auf eure Meinung freue ich mich natürlich auch schon sehr.

Bis dann!
Eure Kate

   



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