Sonntag, 3. August 2014

Rezension: "Das Mädchen" von Stephen King

Hallo ihr Lieben!
Heute gibt's wie bereits hier angekündigt ein wunderbares Stephen King Buch. Der ist ja aus den Bücherregalen kaum mehr wegzudenken und da dachte ich mir: warum liest du eigentlich kein King, Phan? Keine Ahnung. Also bin ich schnell losgesprungen und hab mir eines seiner Bücher besorgt. Na ja, so war das eigentlich nicht. Mir hat das Cover so gut gefallen und da dachte ich, das wird jetzt was voll Horrormäßiges... Nix da, aber ich fand es trotzdem gut, wie ihr gleich sehen werdet.





Trisha McFarland, ihre Mutter Quilla und ihr Bruder Pete gehen an einem Samstagmorgen auf dem Appalachian Trail wandern. Wie sooft streiten sich Pete und Quilla über die neue Schule, ihr neues Zuhause und natürlich die Scheidung. Pete, der an seiner High School alles andere als beliebt ist, will wieder zurück nach Malden, um dort auf seine alte Schule zu gehen. Da war natürlich alles besser. Quilla wehrt sich vehement und ihr Streit steigert sich immer mehr und mehr, während sie durch die stillen Wälder wandern. Trisha vergessen sie dabei ganz und hören sie nicht mal, als sie pinkeln muss.
Ganz alleine geht sie tiefer in den Wald hinein und entfernt sich mehr und mehr von ihrer Familie und dem Weg. Es kommt, wie es kommen muss, Trisha verirrt sich und findet nicht mehr zurück.
Die Wälder in New England sind ziemlich unerschlossen, es gibt also nur sehr wenige Straßen. Trisha hofft natürlich, auf irgendeine zu treffen und geht beinahe blindlings los.

Viel kann man über die Handlung im eigentlichen Sinn nicht sagen. Ich fand dieses Buch unglaublich realistisch, so als wäre ich direkt neben Trisha und würde mit ihr durch die Wälder marschieren und verzweifelt nach einem Ausweg suchen. King beschreibt sehr treffend die Gefühle eines neunjährigen Mädchens, das ganz allein mehrere Tage (insgesamt neun) im Wald ausharren muss.
Für ein Stadtkind (mehr oder weniger) weiß sie doch einiges über die Pflanzen, die in den Wäldern wachsen und kann so zumindest einigermaßen überleben. Was ich sehr überraschend fand, war, dass sie sogar rohen Fisch isst. Der Überlebensinstinkt ist also wirklich bei ihr vorhanden und sehr ausgeprägt. Selbst (vorübergehender) Durst und Krankheit hindern sie nicht daran, jeden Tag weiterzulaufen und auf irgendein Zeichen menschlichen Einwirkens zu hoffen.
Ich nehme mal an, King wäre nicht King, hätte er nicht auch einen leichten Gruselfaktor dabei. Nachts im Wald zu schlafen, ist die eine Sache, die einem Kind zu schaffen machen kann. Wenn man aber so hoffnungslos verirrt und ganz allein ist, beginnt man schnell mal, sich Dinge einzubilden. Trisha hört nicht nur eine gemeine Stimme, die ihr immer wieder klarmacht, dass sie nie wieder lebend aus dem Wald herauskommen würde, sondern wird auch noch von einem speziellen Ding verfolgt, das Klauen hat und Hirsche reißt. Später im Fieberwahn sieht sie noch andere merkwürdige Dinge, unter anderem Krähen, die Kopfüber von Ästen hinunter hängen.
In der ganzen Zeit, die sie allein im Wald zubringt, hilft ihr vor allem eine Person sehr: Ihr Idol Tom Gordon, der Closer bei den Red Sox. Als es wirklich sehr schlecht um Trisha steht, denkt sie sich aus, er würde mit ihr laufen und sich mit ihr unterhalten. So hat sie wenigstens weiterhin den Mut, nach einem Wanderweg oder einer Straße Ausschau zu halten.

Ich finde, die ganze Handlung über ist sehr realistisch dargestellt. Früher war ich fast jeden Tag in den Wäldern, die in der Nähe unseres Hauses sind. Verirrt habe ich mich da zwar noch nicht, aber es gibt auch viel mehr Wanderwege, Wildwechsel und alte Straßen. Das Gefühl, von etwas verfolgt zu werden, hatte ich in Trishas Alter auch, vor allem, wenn ich ganz allein war.
Was mir auch sehr gut gefallen hat, war der Erzählfluss. Die Geschichte beginnt eigentlich mit der Fahrt zu dem Wanderweg, aber man erfährt schon so vieles über Trisha und ihre Familie. Rückblenden fügen sich ganz wunderbar in die Handlung ein und sind im Gegensatz zu anderen Büchern (siehe diese Rezension zu "Tödliche Spiele") dauern sie nicht ewig lange und sind sogar richtig spannend und informativ. Hin und wieder gibt King auch Hinweise auf das Geschehen außerhalb des Waldes. Kurz und knapp schildert er die Gefühle von Trishas Familienangehörigen und den Verlauf der Suche.





Trisha sticht natürlich aus den wenigen Figuren, die genannt werden heraus. Der Leser beleitet sie schließlich die gesamte Zeit über durch den Wald und lernt das kleine Mädchen auf diese Weise immer besser kennen. Am Ende des Buchs weiß man so unglaublich viel über Trisha, dass man fast glauben könnte, sie selbst gekannt zu haben.
Die anderen Charaktere bleiben natürlich etwas blass. Der Erzähler erwähnt zwar hin und wieder etwas (manchmal auch einiges) von ihnen und in Rückblenden bekommen wir auch eine Ahnung von Trishas Dad, der ja getrennt von seiner Frau und den Kindern lebt. Vor allem am Anfang, als Trisha noch bei Pete und ihrer Mutter ist, bekommt man auch so einiges über diese beiden mit.
Meiner Meinung reichen diese Einblicke völlig aus, schließlich liegt der Fokus auf Trisha und deren Wanderung durch den Wald.
Mir gefällt ganz besonders, wie sie sich an Tom Gordon und Baseball im Allgemeinen festklammert. Am Ende wird Tom ja sogar real für sie, zumindest bis kurz vor Schluss. Auch die vielen Einbildungen, die sie aufgrund ihres Fiebers hat, und die Panik vor dem speziellen Ding draußen im Wald fand ich gut dargestellt. Menschen können schon mal wirr im Kopf werden bei solchen Extremsituationen, Kind vermutlich noch mehr als Erwachsene.





Ich weiß nicht, warum der Autor ein Baseballspiel als Kapitelunterteilung gewählt hat. Vielleicht, weil diese Sportart für Trisha so wichtig ist oder weil es mal etwas neues ist. So besonders wichtig fand ich das jetzt nicht. Man hätte sicher auch die klassische Nummerierungsform nehmen können, aber das bleibt ja jedem Schreiberling selbst überlassen :)
Wie schon unter Inhalt gesagt, fand ich die Rückblenden passend in den Text eingebunden und auch die Textstellen, die z.B. den Verlauf der Suche darstellen oder die Gefühle ihrer Familie, waren gut in die gesamte Handlung eingebunden.





Schon nach den ersten hundert Seiten dachte ich mir: WOW! Eigentlich sollte man meinen, ein Buch, das beschreibt, wie ein Mädchen sich im Wald verirrt und nach einem Ausweg sucht, ziemlich eintönig und langweilig werden würde. Im Gegenteil. "Das Mädchen" war mein erstes King Buch und ich bin gespannt auf weitere. Meine ersten Eindrücke, die vor allem durch das Cover und meine lebendige Fantasie entstanden sind, wurden zwar enttäuscht, aber die Geschichte hat mir trotzdem gefallen. Wahrscheinlich, weil ich als kleines Mädchen auch oft (und manchmal auch allein) im Wald unterwegs gewesen bin. Trishas Durchhaltevermögen und Überlebenswille hat mir super gefallen. Nach manchen Situationen hätte ich sicher schon längst aufgegeben. Ich bin begeistert und deswegen hat sich das Buch auch 5 Sternchen verdient!

Wie sieht's bei euch aus? Hat es euch auch gefallen oder habt ihr es noch nicht gelesen? Schreibt's mir in die Kommentare! Ich freue mich auf euch :)



Eure Kate

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